Unsere multikulturelle Gruppe beschloss heute den Hohen Burgstall in den nördlichen Stubaier Alpen in Angriff zu nehmen. Bereits beim Ausstieg aus der Gondel stachen zwei große Abgänge unter der Schlicker Scharte ins Auge. Auch unter dem Burgstall war ein beachtlicher Rutsch zu sehen.
Nach aufkommenden Zweifeln über die Durchführbarkeit unseres Vorhabens, startete der rote Sprenghelikopter vom Sennjoch in Richtung Kalkkögel.
Damit wurde unsere Vermutung bestätigt, dass es sich bei den Abgängen nicht um Selbstauslösungen, sondern gezielte Sprengungen handelte. Wir beschlossen uns das Ganze aus der Nähe anzusehen um uns ein Bild von der Situation zu machen. Wir – das waren an diesem Tag sieben motivierte Freerider aus 6 Ländern (Paya, Iza, Auri, Andreas, Björn, Jörg und Sören)- ausgerüstet mit Ski und Prior Splitboards. Nach dem Lokalaugenschein entschieden wir uns entlang des vorgespurten Rückens aufzusteigen. Die ersten Höhenmeter wurden zügig zurückgelegt.
Auf halbem Weg lies uns ein lautes Rauschen aufschrecken und wir erspähten eine abgeschossene Notrakete über der Riepenwand. Kurz darauf flog der Christophorus Hubschrauber über unseren Köpfen hinweg auf offensichtlicher Suchmission. Dies veranlasste einige Gruppenmitglieder den Aufstieg abzubrechen und wieder in das Skigebiet zurückzukehren um genauere Informationen einzuholen.
Nun auf 2 Mann des Team SPLIT reduziert stiegen wir rasch Richtung Niederer Burgstall auf um schnell das kritischste Stück des Hanges hinter uns zu bringen.
Von der Scharte aus sahen wir drei weitere Skitourengeher die gerade vom Hohen Burgstall abstiegen und sich für die Abfahrt bereit machten. Nach einigen steilen Spitzkehren, hatten auch wir das Skidepot erreicht. Der Aufstieg durch die enge Rinne brachte uns zum Gipfelkreuz des Hohen Burgstalls, den wir somit erfolgreich belagerten. Wir blickten etwas skeptisch der schnell zuziehenden Wolkendecke entgegen und beschlossen die negativen Höhenmeter gleich in Angriff zu nehmen. Von oben einigten wir uns auf eine Abfahrt durch eine steile Rinne in der Mitte des Hanges mit anschließender Abfahrt über den Rücken.
Wieder beim Skidepot angelangt hatten wir Glück da sich die Sicht nun leicht besserte. Schnell rein in die Voile Splitboardbindung und ab ins Vergnügen. Der Schnee war überraschend pulvrig, hatte eine gute Basis und wir konnten noch unverspurtes Gelände und einen Drop für uns beanspruchen. Leider waren die Lichtverhältnisse und das Kameraequipment heute nur von mäßiger Qualität, wodurch die schönen Abfahrtsbedingungen nicht gut wiedergegeben werden.
Fazit: Nordseitig auch in den Kalkkögeln schon eine durchaus akzeptable Schneebasis. Die Burgställe sind wirklich kein Geheimtipp, aber ermöglichen an Tagen wie diesen durchaus unverspurte Abfahrten. Jedoch darf man die momentan kritische Lawinensituation nicht unterschätzen, was die zahlreichen Warnzeichen an diesem Tag, sowie die unzähligen Lawinenereignisse im Blog des LWD, wieder einmal unterstrichen. Bei viel sichereren Verhältnissen ist die Rinne beim Grat zum Niederen Burgstall ein richtiges Schmankerl.