Winter 2017/2018 – Zusammenfassung Wetterverlauf, Lawinenvorfälle und mehr

Pressemitteilung von DSV aktiv//

Anfang Mai beendeten die letzten Bergbahnen in Deutschland den Winterbetrieb. Mit winterlichen Verhältnissen bis nach Ostern geht damit eine gute Wintersaison 2017/2018 zu Ende. DSV aktiv nutzt den Abschluss der Saison, um ein Resümee des Winters in Bezug auf Wetterverlauf, Schneelage und Lawinengefahr in den Alpenländern zu ziehen.

Nach drei relativ schneearmen Wintern brachte der Winter 2017/2018 den Bergregionen und Skigebieten wieder überdurchschnittlich viel Schnee und sorgte für viele Wintersporttage bei besten Bedingungen.

Schneereich und kalt in den Bergen
Insgesamt war es in den Alpen ein schneereicher, langer Winter, mit einer – für den deutschsprachigen Alpenraum – durchschnittlichen Anzahl von Lawinenopfern.
Nach Auskunft der MeteoSchweiz, des Deutschen Wetterdienstes und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Österreich) zeichnete sich der Winter 2017/2018 vor allem dadurch aus, dass er außergewöhnlich niederschlagsreich und – landesweit betrachtet – etwas zu mild war.

Zur Freude vieler Wintersportler fiel in den Bergen bereits Mitte November viel Schnee. Die niederschlagsreiche Witterung setzte sich im Frühwinter fort. Auch wenn die landesweiten Durchschnittstemperaturen in Deutschland und Österreich leicht über der Norm, in der Schweiz im Bereich der Norm lagen, führten die in höheren Lagen relativ niedrigen Temperaturen dazu, dass die Niederschläge in den Bergen für überdurchschnittlich große Neuschneesummen und viele Schneedeckentage sorgten.

Niederschlag
Der Winter 2017/2018 war im gesamten Alpenraum außergewöhnlich schneereich. Dabei setzte sich die regen- und schneereiche Witterung des Novembers auch im Dezember und Januar fort. In Deutschland überstiegen die Niederschläge des vergangenen Winters bundesweit mit insgesamt rund 195 Litern pro Quadratmeter (l/m²) das Soll von 181 l/m² um neun Prozent. Im Dezember und Februar fielen die Niederschläge teilweise bis ins Flachland als Schnee, der jedoch meist nach kurzer Zeit wieder verschwand.

In Österreich sorgten 25 Prozent mehr Regen und Schnee für einen der vier niederschlagsreichsten Winter der letzten 30 Jahre. Vor allem im Großteil des Berglands hat es sehr viel geregnet und geschneit. In vielen Regionen des österreichischen Berglands lagen auch die Schneedeckentage und die Neuschneesummen deutlich über dem Mittel. So war zum Beispiel die Neuschneesumme im Gebiet vom Arlberg bis zum Hochschwab-Gebiet um rund 50 bis 100 Prozent über den Werten eines durchschnittlichen Winters.

Auch in der Schweiz brachte der Winter reichlich Schnee. Die winterlichen Niederschlagsmengen erreichten verbreitet 130 bis 175 Prozent der Norm (1981-2010). Im Wallis und in vielen Gebieten Graubündens stiegen die Werte regional auf über 200 Prozent. An der Alpensüdseite wurden 100 bis 150 Prozent, lokal auch um 180 Prozent der Norm registriert.

Temperatur
Im Winter 2017/18 lag die Durchschnittstemperatur in Deutschland mit 1,6 Grad Celsius (°C) um 1,4 Grad über dem international gültigen Referenzwert der Periode 1961 bis 1990. Gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung +0,7 Grad. Die häufig starke Bewölkung ließ im Dezember und Januar nur wenig Frost zu. Der Februar brachte dagegen zahlreiche klare Nächte. Am tiefsten sank das Quecksilber mit gemessenen -20,3 °C am 14. Februar in Oberstdorf. Ende Februar folgte in ganz Deutschland nochmals Dauerfrost und verbreitet zweistellige Minusgrade.

In den hochalpinen Lagen Österreichs war der Januar mit einer Abweichung zum klimatologischen Mittel von +2,0 °C deutlich zu warm, im Dezember war es hier jedoch um 1,2 °C kälter als im Mittel. Auf den Bergen gehört der Februar 2018 mit einer Abweichung von -3,9 °C sogar zu einem der kältesten der vergangenen 32 Jahre.

In der Schweiz bewegte sich die Wintertemperatur 2017/18 im landesweiten Mittel im Bereich der Norm (1981-2010). In Berglagen oberhalb von 1000 m blieb sie 0,9 Grad unter der Norm. In den tieferen Lagen der Alpennordseite lag die Wintertemperatur 0,6 Grad über der Norm. Auf der Alpensüdseite bewegte sich die Wintertemperatur in den Tieflagen im Bereich der Norm.

Sonnenschein
Im Winter 2017/2018 wurden im bundesweiten Durchschnitt 170 Sonnenstunden gezählt. Während der Dezember und der Januar insgesamt sehr trüb verlaufen waren, erlebten die Menschen in Deutschland einen ungewöhnlich sonnigen Februar. Dadurch wurde das Soll von 154 Stunden am Ende noch übertroffen.

In Österreich war der Winter 2017/18 insgesamt eher trüb und es gab wenig direkten Sonnenschein. Die Sonnscheindauer lag österreichweit um 15 Prozent unter dem vieljährigen Mittel. Dem klimatologischen Mittel entsprechend lange zeigte sich die Sonne dagegen entlang des Alpenhauptkammes von den Ötztaler Alpen bis zu den Hohen Tauern.

In der Schweiz lag die Sonnenscheindauer in den meisten Gebieten unter dem Durchschnitt. Auf der Alpensüdseite und im Engadin gab es meist Werte zwischen 85 und 95 Prozent der Norm (1981-2010), in den übrigen Gebieten erreichte die winterliche Sonnenscheindauer verbreitet 60 bis 85 Prozent der Norm.

Lawinengefahr 2017/2018
In der Wintersaison 2017/2018 ereigneten sich in den Bergregionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz insgesamt 46 tödliche Lawinenunfälle. Während in der Schweiz überdurchschnittlich viele Lawinenopfer verzeichnet werden mussten, lag die Zahl der Lawinentoten in Österreich im vergangenen Winter deutlich unter dem langjährigen Durchnitt. In Deutschland starben drei Personen in Lawinen. Trotz der immer größer werdenden Zahl von Ski- und Schneeschuhtourengehern und Variantenfahrern bleibt die Zahl der bei Lawinenunfällen ums Leben gekommenen Personen damit stabil auf dem Niveau des langjährigen Durchschnitts. Grund dafür könnte der immer besser werdende und leichter abzurufende Wetter- und Lawinenlagebericht sein. Auch die jahrelange Aufklärungs- und Präventionsarbeit sowie vielfältige Ausbildungsangebote zeigen scheinbar Wirkung.

Wie war die Verteilung der Gefahrenstufen?
Als höchste regionale Gefahrenstufe wurde in der Wintersaison 2017/2018 in Deutschland viermal die kritische Gefahrenstufe 4 (groß) ausgerufen. Die Gefahrenstufe 3 (erheblich) wurde 43-mal, die Gefahrenstufe 2 (mäßig) 80-mal und die Gefahrenstufe 1 (gering) 28-mal ausgegeben. Insgesamt wurden in Deutschland an 155 Tagen Lawinenlageberichte erstellt. Dabei wurde die Lawinenwarnstufe 2 im Winter 2017/2018 etwas häufiger als im langjährigen Durchschnitt ausgegeben, etwas weniger häufig die Lawinenwarnstufe 1. Die Häufigkeit der Lawinenwarnstufe 3 unterscheidet sich kaum vom langjährigen Durchschnitt.

In Tirol wurde die Gefahrenstufe 4 (groß) siebenmal, die Gefahrenstufe 3 (erheblich) 58-mal, die Gefahrenstufe 2 (mäßig) 82-mal und die Gefahrenstufe 1 (gering) viermal ausgegeben.

Im Winter 2017/18 wurden in der Schweiz die hohen Gefahrenstufen (4 und 5) häufiger prognostiziert als im langjährigen Mittel. Die Stufe 4 (groß) wurde mit 3,4 % dreimal so oft verwendet wie im Mittel der letzten zehn Jahre (1,1 %). Die Stufe 5 (sehr groß) wurde großflächig an 1,5 Tagen herausgegeben. Sie war seit 2008 nicht mehr verwendet worden, und auch damals nur für ein kleines Gebiet. Zum letzten Mal großflächig prognostiziert wurde die Stufe 5 im Lawinenwinter 1999, damals aber über eine längere Zeitspanne. Günstige Situationen mit Gefahrenstufe 1 (gering) dagegen waren mit 17 % etwas seltener als im langjährigen Mittel (21 %). Mit einer Häufigkeit im Bereich des langjährigen Mittels  wurden die Gefahrenstufen 2 (mäßig) (42 %, langjähriges Mittel 42 %) und 3 (erheblich) (37 %, langjähriges Mittel 36 %) prognostiziert.

Lawinenunfälle in Deutschland

Nach Aussage der Lawinenwarnzentrale Bayern gab es in diesem Winter drei Lawinentote in Bayern (ein Winterwanderer, zwei Skitourengeher). In der Vorsaison hatte es keine Lawinenunfälle mit Todesfolge gegeben.

Lawinenunfälle in Österreich
In den österreichischen Alpen sind im Winter 2017/2018 insgesamt 17 Personen durch Lawinen ums Leben gekommen. Damit liegt die Zahl der Lawinenopfer des vergangenen Winters sowohl unter dem langjährigen Schnitt von 25, als auch unter der Zahl der letztjährigen Saison (22 Opfer). Von den 17 Lawinenopfern der zurückliegenden Saison gerieten acht bei Skitouren und sieben beim Variantenfahren in Lawinen. Je ein Opfer gab es beim Eisklettern und im Straßenverkehr (Güterweg).

Lawinenunfälle in der Schweiz
In den Schweizer Alpen liegt die Gesamtopferzahl im Winter 2017/2018 über dem langjährigen Mittelwert von 21 Personen. Im vergangenen Winter starben in der Schweiz bis Ende April 26 Personen bei Lawinenunfällen. Bei den Lawinenopfern handelte es sich ausschließlich um Wintersportler, davon 18 Tourengeher, sieben Variantenfahrer, eine Person wurde auf einem geöffneten Winterwanderweg von einer Lawine erfasst.

Wie hoch war das Interesse am Lawinenlagebericht?
Der Lagebericht wurde im Internet (www.lawinenwarndienst-bayern.de) ebenso häufig wie in den vergangenen Jahre aufgerufen. Die Anzahl der Telefonabrufe nimmt ab, der Zugriff über Apps (Warnwetter, Snowsafe, etc.) nimmt dagegen stark zu.

Adressen zu den Lawinenlageberichten
Deutschland: www.lawinenwarndienst-bayern.de
Österreich: www.lawine.tirol.gv.at
Schweiz: www.slf.ch
Südtirol: www.wetter.provinz.bz.it/lawinen
Italien: www.aineva.it

Know-how und Versicherungsschutz
DSV aktiv unterstützt die Lawinenkommissionen, die zum Beispiel Gutachten über die Sperrung von Straßen, Pisten und sonstigen Gebieten bei Lawinen- oder Schneebrettgefahr erstellen und das künstliche Auslösen von Lawinen veranlassen, beim Versicherungsschutz. Genau der wird auch Einzelpersonen empfohlen: Bei aller Vorsicht kann ein Unfall passieren, ein Ski im Gelände verloren gehen. Auf der Homepage von DSV aktiv sind Informationen zu Versicherungsangeboten von DSV aktiv zu finden.
Die DSV-Skiwacht ihrerseits dient der Sicherheit im organisierten Skiraum. Die „Roten Engel“ unterstützen die Bergwacht in den Rettungsmaßnahmen und sind bei Unglücken schnellstmöglich vor Ort. Spender leisten einen wertvollen Beitrag für die Arbeit der Roten Engel, als „Unterstützer der DSV-Skiwacht“ (Konto „Stiftung Sicherheit im Skisport“ bei der SEB AG Köln, IBAN: DE 12 5122 0200 0063 5730 05, BIC: ESSEDEFFXXX). Die „Stiftung Sicherheit im Skisport“ ist wegen der Förderung des Umweltschutzes und der Unfallverhütung eine Körperschaft i. S. d. § 5, Abs. 1, Nr. 9 des Körperschaftssteuergesetzes. Ihre Zuwendungen sind i. S. d. § 10 b des Einkommenssteuergesetzes in vollem Umfang steuerlich absetzbar. Spender erhalten eine Spendenquittung.

Quellen
www.slf.ch
www.lawine.tirol.gv.at
www.lawinenwarndienst-bayern.de
www.dwd.de
www.meteoschweiz.admin.ch
www.zamg.ac.at